Gewohnheiten sind Verhaltensweisen, die wir so oft wiederholen, dass sie automatisch ablaufen. Seinen Beginn findet die Gewohnheitsbildung in Versuch und Irrtum.
Wenn wir mit einer neuen Lebenssituation konfrontiert werden, muss das Gehirn eine Entscheidung treffen wie es darauf reagiert. Wenn wir erstmalig auf ein Problem stoßen sind wir unsicher wie wir es lösen können und probieren unterschiedliche Möglichkeiten aus. Die neurologische Aktivität im Gehirn ist dabei sehr hoch.
Wir analysieren die Situation,
entscheiden uns bewusst für eine Handlungsweise,
saugen Unmengen an neuen Informationen auf und
versuchen uns darauf einen Reim zu machen.
Das Gehirn versucht immer die effektivste Vorgehensweise zu ermitteln.
So merken wir, dass es uns, wenn wir gestresst sind, besser geht, wenn wir eine Runde joggen (oder eine Tafel Schokolade ‚inhalieren‘), oder nach einem langen Arbeitstag geistig ausgelaugt sind, fühlen wir uns wieder entspannter wenn wir Videospiele spielen, uns Reality Shows anschauen oder ein langes Telefonat mit unserer besten Freundin führen.
Wir forschen, bis sich eine Belohnung einstellt.
Vorteile von Gewohnheiten
Wenn wir wiederholt mit einem Problem konfrontiert werden, automatisiert unser Gehirn den Vorgang mit dem es gelöst werden kann. Wir wählen jene Alternative, die am einfachsten und schnellsten zum gewünschten Erfolg führt. So entwickeln wir Gewohnheiten die eine Reihe von automatischen Lösungen für Probleme und Belastungen sind, denen wir regelmäßig ausgesetzt sind.
Gewohnheiten dienen also dazu unser Leben zu erleichtern, uns freizuspielen, damit wir uns auf die wirklichen Herausforderungen konzentrieren können.
Hätten wir keine Gewohnheiten, würden wir für unser Gehirn unmäßig viel Energie benötigen, weil wir jedem Gedanken die gleiche Menge an Aufmerksamkeit schenken müssten. Das wäre viel zu anstrengend und energetisch vermutlich gar nicht leistbar.
Unsere Gewohnheiten schaffen Platz und Energie für Dinge, die wirklich wichtig oder gar überlebenswichtig sind.
Wenn die Gewohnheiten aber in übermäßigen Essen bei Auftreten von bestimmten Gefühlen wie Einsamkeit, Stress, Angst oder Ärger bestehen, hat dies langfristig einen massiven negativen Einfluss auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden.
Gewohnheiten und auch Routinen steuern sowohl unser Verhalten als auch unser Denken und Fühlen und auch wie wir mit anderen und uns selbst umgehen.
Ständig kommen neue Gewohnheiten hinzu. Sie sind nicht angeboren, sondern entwickeln sich ganz individuell im Laufe unseres Lebens. Alles was wir öfter tun, speichert unser Gehirn und spult die Abläufe immer wieder ab. Zuerst scannt das Gehirn die Umgebung auf einen auslösenden Reiz. Das kann eine typische Alltagssituation oder eine Emotion, wie z.B. Stress, sein. Anschließend wird die Handlung abgespult, die für die Gewohnheit typisch ist.
Wir putzen uns die Zähne nachdem wir in Früh aufgestanden sind und abends vor dem zu Bett gehen, wir tippen im 10-Finger-System wenn wir uns an den Laptop setzen und müssen keine Gehirn-Energie dafür aufwenden wenn wir das Auto starten und losfahren.
Aber wir greifen auch in die Süßigkeitenschublade wenn wir uns über unsere Schwiegermutter ärgern und nehmen die Abzweigung zum Drive-In unseres Lieblings-Fast-Food-Lokals nach einem stressigen Arbeitstag auf dem Weg nach Hause.
Bei Erfolg schüttet das Gehirn als Belohnung das Glückshormon Dopamin aus. Das bestärkt uns darin, unsere Gewohnheiten aufrechtzuerhalten und wir brauchen beim nächsten Mal noch weniger Konzentration dafür.
Gute und schlechte Gewohnheiten
Unser Gehirn schafft es nicht, die für uns guten und schlechten Gewohnheiten zu trennen.
Es heißt nicht, dass wir die Gewohnheit emotionales Essen gar nicht haben wollen und auch nicht brauchen. Ist jedoch der Vorgang für das emotionale Essen gespeichert, werden dabei immer Glückshormone ausgeschüttet – unabhängig davon, ob wir für uns gute oder schlechte Verhaltensweisen damit verbinden. Der Gang ins Fast Food-Lokal bei Stress kann ebenso eine Gewohnheit sein, wie den den großen bunten Obstteller den wir am samstagsmorgens in Ruhe gemeinsam mit unseren Kindern anrichten und genießen.
Um einen Ausweg zu finden müssen wir die ungünstigen Gewohnheiten herausfiltern und diese ändern. Auch nur geringfügige Änderungen können über die Zeit unseren Alltag in eine ganz neue Richtung lenken. Das „Umprogrammieren“ des emotionalen Essens ist ein Prozess.
Mindful Eating – also achtsames Essen – bedeutet, unserer Nahrung und wie wir uns damit fühlen, mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Dies hilft uns dabei zwischen körperlichem und emotionalem Hunger zu unterscheiden und es kann dazu beitragen, gestörtes Essverhalten zu reduzieren und die Gewichtsabnahme zu unterstützen.
Achtsamkeit (engl. mindfulness) ist ein Zustand der Geistesgegenwart in dem wir hellwach den gegenwärtigen Zustand unserer Umwelt, unseres Körpers und unseres Gemüts erfahren, ohne von Gedanken, Erinnerungen, Phantasien oder starken Emotionen abgelenkt zu sein und ohne darüber nachzudenken oder unsere Wahrnehmungen zu bewerten.
Das Konzept der Achtsamkeit hat seinen Ursprung in buddhistischen Lehren und der Meditationspraxis. Eine der häufigsten Definitionen stammt von Jon Kabat-Zinn, der unter Achtsamkeit eine bestimmte Form der Aufmerksamkeit versteht, die absichtsvoll ist, sich auf den gegenwärtigen Moment bezieht (also nicht auf die Vergangenheit oder die Zukunft gerichtet ist) und die nicht wertend ist.
Ein erster Schritt, um mit Mindful Eating zu beginnen ist das Minimieren von Ablenkungen während der Mahlzeiten. So sollten wir das Handy weglegen und den Fernseher gar nicht erst anschalten.
Weitere Schritten können sein, gründlicher zu kauen, jeden Bissen zu genießen und zu beobachten, wie wir uns vor, während und nach dem Essen fühlen.
Wir hören auf unseren physischen Hunger und hören auf, wenn wir satt sind,
Wir unterscheiden zwischen tatsächlichem Hunger und nicht hungerbedingten Auslösern,
Wir nehmen mit unseren Sinnen Farbe, Geschmack, Geräusche, Texturen und Gerüche wahr.
Wir lernen mit Schuld- und Angstgefühlen unsere Ernährung betreffend umzugehen.
Wir essen für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden
Wir nehmen die Auswirkungen, die Nahrungsmittel auf unsere Gefühle und unseren Körper hat, wahr.
Wir sind dankbar für unsere Lebensmittel.
Bis wir eine komplette Mahlzeit wirklich achtsam essen können, benötigen wir Zeit und Übung. Zumindest die ersten Bissen unserer Mahlzeiten sollten wir bewusst und achtsam einnehmen und uns dabei folgende Fragen stellen.
Haben wir Hunger oder Appetit?
In welcher Stimmung setzen wir uns an den Tisch?
Wie ist unser Essen zusammengesetzt?
Woher stammen die Zutaten?
Wie sieht das Essen aus?
Können wir die Aromen und Gewürze riechen?
Welche Empfindungen werden dabei ausgelöst?
Wie fühlt sich die Speise an?
Wie ist die Konsistenz?
Erst jetzt beginnen wir langsam zu kauen. Wie fühlt sich das an, wenn die Nahrung zerkleinert wird? Wie schmeckt es? Wann entscheiden wir zu schlucken? Was passiert, nachdem wir den Bissen geschluckt haben? Können wir noch neue Signale wahrnehmen – beispielsweise wie sich der Körper anfühlt oder ob sich die Gefühle verändern? Wir lassen alle Empfindungen zu, egal ob angenehm oder unangenehm.
Wir nehmen sie einfach nur wahr.
Mindful Eating hat viele Vorteile. Wir nehmen unsere Körpersignale, wie z.B. das Hunger- und Sättigungsgefühl, besser wahr, wir genießen unser Essen intensiver, wir nehmen uns die Zeit im Alltag kurz zu entspannen, unsere Verdauung wird angeregt und der Körper kann Nährstoffe besser aufnehmen.
Die Auslöser (Trigger) für unsere Essanfälle sind vielfältig.
Sie können sowohl durch unser Hormonungleichgewicht beeinflusst sein,
wir können Heißhungeranfällen aufgrund starken Blutzuckerschwankungen unterliegen und
unsere Emotionen und Gewohnheiten können Ursache für unser gestörtes Verhältnis zur Nahrungsaufnahme sein.
Daher ist es unbedingt notwendig in einem ersten Schritt die Auslöser und Ursachen zu identifizieren. Wir beobachten uns also selbst. Ein Schritt der bei uns emotionalen Essern nicht einfach ist. Wir müssen Farbe bekennen, uns in die Augen sehen und dürfen uns nicht einmummeln und verstecken – wie wir es in der Regel nach Essanfällen tun. Dies erfordert Mut. Doch wie formulierte es Erin Hanson so schön:
“There is freedom waiting for you, On the breezes of the sky, And you ask “What if I fall?” Oh but my darling, What if you fly?”
In diesem Sinne: Machen wir gemeinsam den Schritt über unsere emotionale Klippe, breiten wir unser Flügel aus und fliegen wir in ein neues Lebensgefühl!
Verschiedene Methoden helfen uns dabei die Auslöser für unser Verhalten zu identifizieren. In diesem Artikel möchte ich das ABC-Modell von Albert Ellis, das von Katrin Vergin für emotionale Esser adaptiert wurde, und das Führen eines Ernährungstagebuches (meine go-to-Methode) vorstellen:
Das ABC-Modell wurde von dem US-amerikanischen Psychologen und Psychotherapeuten Albert Ellis als einfaches Modell für die Entstehung von Emotionen und Verhaltensweisen entwickelt.
In seinen Forschungen erkannte er, dass ein Reiz nicht unmittelbar zu Gefühlen oder Handlungen führt, sondern das es einen – meist unbewussten – Zwischenschritt gibt.
Würde ein Ereignis direkt zu einem Gefühl führen, wäre dies wie ein Reflex zu beurteilen, an dem wir wenig ändern könnten. Auch wenn wir genau diesen Ansatz häufig als Ausrede oder Erklärung für unser Verhalten nutzen, findet aber zwischen Ereignis und Gefühl eine Beurteilung statt. Durch diesen Zwischenschritt gibt es einen wirksamen Ansatzpunkt – die bewusste oder unbewusste Umbeurteilung.
Activating experiences – innere oder äußere Wahrnehmung
Beliefs – Annahmen und Interpretationen
Consequences – Verhalten und Gefühle
Dr. Kathrin Vergin hat in ihrem Buch “Emotional Eating: Wie du die Hintergründe deines Essverhaltens verstehst und zu innerer Balance findest” dieses Modell auf emotionales Essen ungelegt:
A steht für Auslöser (Activating experiences – innere oder äußere Wahrnehmung): Wir fragen uns hier, was dem Essanfall vorausging, wie wir uns dabei gefühlt haben und wo der Essanfall stattgefunden hat.
In einem zweiten Schritt sehen wir unser Verhalten an (B = Beliefs – Annahmen und Interpretationen): Wie lange hat der Essanfall gedauert? Was haben wir in welcher Reihenfolge gegessen?
Im letzten Schritt (C = Consequences – Verhalten und Gefühle) prüfen wir welche Konsequenzen sich daraus ergeben haben, was wir nach dem Essanfall gemacht und wie wir uns gefühlt haben.
Die kognitive Umstrukturierung
Der ABC-Ablauf birgt aber die Gefahr zur selbstverstärkenden Schleife. Die Schlussfolgerungen,
Emotionen und Handlungen können einen verstärkten Fokus auf das Ereignis richten. Die Wahrnehmungsfilter sind verändert und das Gehirn sucht nach Beweisen für die aufgestellten Annahmen, um die Schlussfolgerungen und Meinungen noch zu verstärken.
Das kann sich sogar zu einer emotionalen Abwärtsspirale entwickeln. Klassische Beispiele dafür sind Panik, Depression, Klaustrophobie, Hypochondrie oder Verfolgungswahn, ebenso wie Selbstzweifel oder Eifersucht.
Aus diesem Grund hat Ellis dem ABC-Modell noch die Schritte D und E hinzugefügt:
D = Dispute – Hinterfragen der die ungünstigen Annahmen und Thesenbildung
E = Effect – neue positive Auswirkungen erleben und Erfahrungen machen
Wir prüfen also unsere Annahmen und Schlussfolgerungen und mache un Wahrnehmungen und Informationen bewusst, die der bisherigen Interpretation widersprechen. Was könnte “A” noch bedeuten? Wir unterbrechen den Kreis oder erschaffen einen hilfreichen ABC-Kreis.
Wenn wir bemerken, wie wir auf ein Ereignis ungünstig reagieren, sollten wir bewusst auf das “B” achten, ins “D” gehen und ein neues “E” erschaffen: Wir stellen uns also die Frage, welche Glaubenssätze gerade zum Tragen kommen, wo wir sie her haben und ob sie ganz sicher wahr sind. Sind die Annahmen, die wir getroffen hast, plausibel? Würden wir mit anderen Annahmen oder einer Umfokussierung zu einem anderen Ergebnis kommen?
Eine weitere Methode, um Licht ins Dunkel unserer Essgewohnheiten zu bringen ist das Führen eines Ernährungstagebuches. Hier geht es nicht darum zu tracken was wir, wann gegessen haben, sondern vor allem darum unsere Gefühle, Emotionen und Gewohnheiten bezogen auf unsere Ernährung zu verstehen und Zusammenhänge zu erkennen.
Essen wir weil wir körperlichen Hunger verspüren, uns der verlockende Duft in die Bäckerei lockt, aus Gewohnheit, weil wir gerade Mittagspause haben, uns einsam fühlen oder uns ärgern, alleine oder mit anderen, zwischendurch oder lassen wir Mahlzeiten aus?
Wie setzt sich unsere Ernährung zusammen?
Welche Lebensmittel nehmen den Hauptteil unseres Speiseplans ein?
Form des Ernährungstagebuches
Das Führen des Ernährungstagebuches sollte Spaß machen. Über Wochen hinweg – oder auch für länger – soll es täglich gepflegt werden. Welche Form man wählt (Papierform oder digitale Variante) ist daher vor allem Geschmacksache. Wichtig ist, dass wir es uns so komfortabel wie möglich zu machen.
Ich nutze gerne die Notizen-App meines Handys auf die ich auch am Laptop Zugriff habe. Abends habe ich es mir zum Ritual gemacht, die Notizen durchzugehen, zu ergänzen und zu reflektieren. Dazu verwende ich gerne mein Notizbuch. Probier aus, finde die für dich geeignete Methode – und erzähl mir davon in den Kommentaren!
Was wird protokolliert?
Wichtigste Regel: Sei gewissenhaft und ehrlich! Schreibe alles auf was du zu dir nimmt – auch die kleinen Snacks zwischendurch.
Das Ernährungstagebuch sollte auch nach einigenTagen noch verständlich und nachvollziehbar sein. Daher wird protokolliert:
was wir essen und trinken,
wann wir essen,
wo wir essen,
mit wem oder bei welcher Gelegenheit wir essen,
wie wir uns dabei, davor und danach fühlen,
ob wir Beschwerden haben,
ob uns das Essen gut tut und wir Freude haben,
ob und wie wir uns bewegen,
ob es an dem Tag Besonderheiten gab?
Ich unterteile meine Notizen in folgende Teilbereiche:
Uhrzeit Ι Ort Ι Gelegenheit
Lebensmittel & Getränke
Gefühle & Notizen
Bewegung (Mind & Body)
dafür bin ich heute dankbar
meine TagesanalyseΙ mein Fazit
Das Ernährungstagebuch auswerten
Nach einigen Tagen erkennen wir meist bereits Muster unserer Ernährung:
Wann snacken wir,
wann genießen wir unser essen,
wann essen wir aus Langeweile,
wie fühlen wir uns im Zusammenhang mit unserer Ernährung,
welche Beschwerden treten auf,
etc.
Es ist nun Zeit Bilanz zu ziehen. Was willst du ändern? An welchen Hebel kann gedreht werden? Was willst du ändern?
Auch diese Ziele gehören ins Tagebuch. Wir sind auf dem Weg in die nächste Etappe unserer Reise.
Der weitere Weg
Bei der Umstellung unserer Ernährung ist das Ernährungstagebuch auch ein hilfreicher täglicher Begleiter. Wir protokollieren weiter unsere Ernährung und die Auswirkungen. Auch wenn wir zwischendurch mal vom Wagen plumpsen, notieren wir es und gehen einfach weiter.
Jede Woche planen wir ein Jour-fixe mit uns selbst. Wir schmökern in unserem Tagebuch, reflektieren, adaptieren unseren eingeschlagenen Weg, feiern uns für die bereits geschafften Etappen und planen unsere weitere Reise.
Ich nutze diese Zeit gerne zum zur Ruhe zu kommen. Sonntag Früh – wenn alles noch ruhig ist – mache ich mir einen guten Kaffee, höre entspannende Musik, zünde eine Kerze an, verwende ätherische Öle, meditiere und reflektiere meine (Ernährungs-)Woche. Diese Me-Time beruhigt und stärkt mich und ist mittlerweile zur geliebten Gewohnheit geworden.
Gewohnheiten bestimmen unseren Alltag. Jedoch dürfen wir nicht Gefangene unserer Gewohnheiten sein, sondern sollten Strategien entwickeln, um aus dem Teufelskreislauf schlechter Gewohnheiten zu entkommen.
Der Aufbau einer Gewohnheit lässt sich in vier Schritte unterteilen:
Auslösereiz,
Verlangen,
Reaktion und
Belohnung.
Durch Aufteilung einer Gewohnheit in diese einzelnen Bestandteile können wir besser erfassen, was eine Gewohnheit eigentlich ist, wie sie funktioniert und wie man sie verbessert. Dieses Schema bildet das Gerüst einer jeder Gewohnheit und unser Gehirn durchläuft diese Schritte stets in der gleichen Reihenfolge.
Erörtern wir die vier Bestandteile im Detail:
Aulösereiz
Der Auslösereiz veranlasst unser Gehirn, ein bestimmtes Verhalten auszuführen. Es handelt sich dabei um eine Information, die eine Belohnung in Aussicht stellt. Auslösereize für unsere Vorfahren waren primäre Belohnungen wie Nahrung, Wasser und Sex. Die heute wichtigen Auslösereize sind sekundäre Belohnungen wie Geld, Ruhm, Macht, Status, Lob, Anerkennung, Liebe, Freundschaft oder ein Gefühl der persönlichen Zufriedenheit und Geborgenheit. Unser Verstand analysiert unsere innere und äußere Umgebung permanent, um Hinweise auf mögliche Belohnungen. Da der Auslösereiz das erste Anzeichen für eine unmittelbar bevorstehende Belohnung ist, ruft er natürlich ein Verlangen hervor.
Verlangen
Das Verlangen bildet die Motivation hinter einer jeder Gewohnheit. Ohne eine gewisse Motivation oder Willen – also ohne Verlangen nach Veränderung – sehen wir keinen Anlass zum Handeln. Wir verlangen ja nicht nach der Gewohnheit an sich, sondern vielmehr nach der Veränderung des Zustands, die sie bewirkt. Jedes Verlangen hängt mit dem Wunsch zusammen, den inneren Zustand zu verändern und ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich.
Reaktion
Bei der Reaktion handelt es sich um die tatsächliche Gewohnheit, die wir entweder als Gedanken oder als Handlung ausführen. Ob eine Reaktion auftritt, hängt davon ab, wie motiviert wir sind und wie viel Aufwand mit dem Verhalten verbunden ist. Wenn wir nicht bereit sind, eine körperliche oder geistige Anstrengung auf uns zu nehmen, die eine bestimmte Handlung erfordert, werden wir diese nicht ausführen. Unsere Reaktion hängt auch von unseren Fähigkeiten ab, d.h. eine Gewohnheit kann nur dann entstehen, wenn man dazu in der Lage ist.
Belohnung
Die Reaktion führt schließlich zu einer Belohnung, also dem eigentliches Ziel jeder Gewohnheit. Der Auslösereiz weist bereits auf eine mögliche Belohnung hin. Das Verlangen zeigt, dass man die Belohnung will. Mit der Reaktion verschafft man sich schließlich die Belohnung. Belohnungen erfüllen zwei Zwecke: Sie befriedigen uns und wir lernen daraus. Unser Gehirn ist regelrechter ein Belohnungsdetektor. Ständig überwacht unser sensorisches Nervensystem, welche Handlungen unsere Wünsche erfüllen und Freude bereiten. Freude und Enttäuschung sind Teil des Feedbackmechanismus, mit dem unser Gehirn nützliche Handlungen von unnützen unterscheidet. Wenn ein Verhalten in einer der vier Phasen seinen Zweck nicht erfüllen kann, kann es nicht zur -Gewohnheit werden. (Clear, 2020, S. 67 ff)
Diese vier Schritten bilden gemeinsam eine neurologische Feedbackschleife – Auslösereiz, Verlangen, Reaktion, Belohnung, Auslösereiz, Verlangen, Reaktion, Belohnung – mit der wir automatisierte Gewohnheiten schaffen können (Gewohnheitsschleife).
Clear, Atomic Habits, Gewohnheitsschleife
Dieser Prozess läuft also als endlose Rückkopplungsschleife in jedem Augenblick unseres Lebens ab. Der Auslösereiz und das Verlangen stellen dabei die Problemphase dar, während Reaktion und Belohnung die Lösungsphase bilden. Sämtliches Verhalten wird durch den Wunsch getrieben, ein Problem zu lösen.
Gewohnheiten ändern
Wenn wir nun unsere Gewohnheiten erfolgreich ändern möchten, kommen nach James Clear vier Gesetze zur Anwendung: Die neue Gewohnheit muss
Wenn wir eine neue Gewohnheit etablieren möchte, ist es entscheidend, dass der Auslöser dieser Gewohnheit für uns leicht wahrnehmbar, also offensichtlich. Die häufigsten Auslöser sind Zeit und Ort (z.B. morgens nach dem Aufstehen putzen wir uns die Zähne, nach dem Mittagessen essen wir etwas Süßes, abends vor dem Fernseher greifen wir zur Packung Chips).
Durch die Koppelung von Gewohnheiten können wir eine neue Gewohnheit mit einer aktuellen Gewohnheit verknüpfen: Beispiele:
„Wenn ich mir etwa zu essen mache, lege ich immer das Gemüse zuerst auf den Teller.“
„Wenn ich mich über meine Kollegin ärgere, stehe ich auf und atme drei Mal tief durch.“
Die Gestaltung unserer Umgebung, sodass sie uns zu den besten Gewohnheiten anregt untertützt uns enorm. So sollte der Küchenschrank nicht mit Süßigkeiten vollgefüllt sein, das Buch, das wir lesen wollen, auf dem Nachttisch bereitliegen, die Yogamatte auf uns warten wenn wir uns abends nach einem anstrengenden Arbeitstag entspannen und dehnen möchten und es kann auch nicht schaden, wenn unsere Laufschuhe beim Besuch der Schwiegermutter im Vorzimmer für einen kurzen Ausflug in die Natur bereitstehen.
Wir neigen dazu die Gewohnheiten von Familie, Freunden, der Mehrheit oder den Mächtigen, also Menschen, die in unseren Augen über Status und Prestige verfügen, nachzuahmen. Wenn wir also positive Gewohnheiten aufbauen möchten, erweist es sich als besonders effektiv, wenn wir uns einer Gruppe anschließen, in der das angestrebte Verhalten das normale Verhalten ist und mit der man bereits etwas gemeinsam hat. So können wir uns beispielsweise mit Freunden zu samstagmorgendlichen Waldspaziergängen verabreden, anstatt nach einem ausgiebigen Brunch die Einkaufsstraßen unsicher zu machen.
Am effektivsten lernt man eine neue Gewohnheit – wie alles im Leben – durch Übung. Mit jeder Wiederholung wird das Verhalten immer automatischer. Es ist wichtiger unsere neue Gewohnheit häufig zu üben, die Dauer der Übung ist nicht so relevant. Ein kurzer Spaziergang nach Feierabend oder vor dem Schlafen gehen zwei Seiten zu lesen führt schneller zu einer neuen Gewohnheit, als wenn wir unregelmäßig lange Wanderungen unternehmen oder uns jeden zweiten Samstagnachmittag für einige Stunden in unserem gemütlichen Lesestuhl mit einem guten Buch freihalten.
Das menschliche Verhalten verfolgt dem Gesetz der geringsten Anstrengung. Von Natur aus werden wir uns immer für jene Alternative entscheiden, die den geringsten Aufwand erfordert. Daher ist es wichtig, dass wir uns eine Umgebung schaffen, in der es so einfach wie möglich ist das Richtige zu tun um eine neue positive Gewohnheit zu etablieren.
Dabei kann die 2-Minuten-Regel sehr hilfreich sein. Demnach soll eine neu begonnene Gewohnheit nicht mehr als zwei Minuten in Anspruch nehmen. Wichtig ist vielmehr, dass eine Gewohnheit überhaupt erst entsteht. Dann ist im Laufe der Zeit auch eine Verbesserung und Optimierung der neuen Gewohnheit möglich.
Wir sind eher bereit ein Verhalten zu wiederholen, wenn es befriedigend sind. Damit eine Gewohnheit Bestand hat, ist daher ein unmittelbares Erfolgserlebnis essentiell, auch wenn es sich nur um eine Kleinigkeit handelt. Wenn wir unseren abendlichen Tee aus einer besonders schönen Tasse trinken und dabei unsere Lieblingsmusik hören, wird daraus eher eine Gewohnheit werden, als wenn wir dabei an den leckeren Kuchen denken, wen wir auf dem Heimweg in der Konditorei gesehen haben.
Nähere Informationen zu Gewohnheiten und wie man sie ändern kann, findet ihr in dem Buch Atomic Habits von James Clear. Eine klare Empfehlung!
Emotionen prägen uns. Sie durchziehen unsere gedanklichen, körperlichen und sozialen Vorgänge und stehen in Wechselwirkung mit ihnen. Von Entscheidungsprozessen, über zwischenmenschliche Interaktion bis zu Fragen von Gesundheit und Wohlbefinden, nichts lässt sich ohne Emotionen befriedigend erklären – und erleben.
Emotionen
sind verhaltenssteuernd,
variieren in ihrer Ausprägung mit der Bedeutsamkeit der jeweiligen Situation,
bestehen in spezifischen körperlichen Aktivierungen, die der Situationsanpassung dienen,
sind verortbar vor allem im limbischen System, also in jener Funktionseinheit des Gehirns, die der Verarbeitung von Emotionen und der Entstehung von Triebverhalten dient
werden vor allem als Muskelaktivitäten spürbar,
sind in der Ausschüttung unterschiedlicher Neurotransmitter (Serotonin, Adrenalin, Oxytocin usw.) messbar,
können bewusst wahrgenommen werden und – im Unterschied zum Affekt – beeinflusst werden. Affekte sind sehr intensive, heftige und nur kurzzeitig auftretende Emotionen (z.B. Wut- oder Panikanfälle).
Unser Gefühls-Eisberg
Ein Gefühl, also das, was wir bewusst als Angst, Freude, Wut oder Trauer identifizieren können, ist nur die Spitze des Eisbergs. Wie bei einem Eisberg bleibt auch bei emotionalen Prozessen vieles im Verborgenen. Denn Emotionen betreffen nicht nur das subjektive Erleben, sondern umfassen auch körperliche Reaktionen auf bestimmte Auslöser, die uns auf ein Verhalten vorbereiten und uns zum Handeln bewegen sollen. Eine Emotion ist sehr umfassend und weitreichend. Sie fokussiert unsere Aufmerksamkeit, beeinflusst unser Denkvermögen und unsere Selbsteinschätzung – also unsere kognitiven Prozesse. Sie wirkt sich auf unsere Körperfunktionen wie Herzfrequenz, Blutdruck und Schwitzen aus, die vom vegetativen (=autonomen) Nervensystem und von Hormonen gesteuert werden – die physiologische Komponente der Emotion. Schließlich bahnt sich eine Emotion in Mimik, Gestik, Klang der Stimme und Verhaltenstendenzen unweigerlich einen Weg nach außen (Verhaltenskomponente).
The Wheel of Emotions
Der amerikanische Psychologe Robert Plutchik hat 1980 das Rad der Emotionen entwickelt, um die verschiedenen Beziehungen zwischen menschlichen Emotionen zu veranschaulichen. Das Rad der Emotionen kann uns dabei helfen, unsere manchmal mysteriösen oder überwältigenden Gefühle zu verstehen. So können wir den tatsächlichen Ursachen für unsere Essanfälle auf den Grund gehen.
Das Emotionsrad ist ein Rahmen, der die verschiedenen Beziehungen zwischen menschlichen Emotionen veranschaulicht. Obwohl angenommen wird, dass Menschen über 34.000 verschiedene Emotionen erleben können, basiert das Modell von Plutchik auf nur acht Grundemotionen, die in verschiedenen Ausprägungen und Kombinationen jede andere Emotion beschreiben, die wir erleben. Diese acht Grundemotionen sind
Wut (rage),
Wachsamkeit/Klarheit (vigilance)
Begeisterung (ecstasy)
Bewunderung (admiration)
Angst (terror)
Erstaunen (amazement)
Trauer (grief) und
Ekel (loathing).
Indem wir lernen, diese acht Emotionen zu identifizieren, können wir unserem manchmal impulsiven Verstand helfen, objektiv zu bleiben, wenn eine Reaktion ausgelöst wird.
Wenn wir z.B. einer Schlange begegnen kommen wir zu dem Schluss, dass wir in Gefahr sind (Kognition) und als Folge davon Angst (Emotion) verspüren. Diese Angst wiederum motiviert uns, Maßnahmen zu ergreifen, die unsere Überlebenschancen verbessern. Auf die gleiche Art können wir auch unsere emotionalen Essanfälle identifizieren. Wenn eine Kollegin sich mit fremden Federn schmückt und den gemeinsam erstellten Report als den ihren darstellt werden wir traurig (Kognition). Wir suchen Trost und finden diesen in Form eines Schokoriegels.
Plutchiks Rad der Emotionen hilft uns dabei, uns um unsere eigenen Gedanken zu kümmern und ihnen mit Geduld und Neugier zu begegnen. Nach und nach können wir gesündere und konstruktivere Wege finden, um auf eine Situation zu reagieren.
The Feeling Wheel
Dr. Gloria Willcox rief, ebenfalls in den 1980er Jahren, das The Feeling Wheel, also das Gefühlsrad, ins Leben und erschuf damit ein in der Psychologie gern genutztes Mittel um Patientinnen und Patienten dabei zu unterstützen ihre wahren Gefühle bewusst zu werden.
Mithilfe des Rades können wir unsere genauen Gefühle und Emotionen erforschen. Wir fragen uns wie wir uns fühlen Dabei verwenden wir das Gefühlsrad von innen nach außen und erforschen warum wir dieses Gefühl haben.
Emotionen
Wie genau die einzelnen Komponenten zusammenhängen, was bei emotionalen Prozessen zuerst kommt und was wie wodurch verursacht wird, beschäftigt die Wissenschaft seit über einem Jahrhundert. Unter Wissenschaftlern ist strittig, ob es Muster physiologischer Veränderungen gibt, die eine eindeutige Diagnose einer Emotion ermöglichen. Emotionen sind so komplex, dass sie für Forscher schwer zu fassen sind, sodass diese sogar mit den grundlegenden Begrifflichkeiten zu kämpfen haben. Dies brachten die beiden Emotionsforscher James Russell und Ernst Fehr in einem viel zitierten Satz auf den Punkt: „Jeder weiß, was eine Emotion ist, bis er gebeten wird, eine Definition dafür zu geben.“
In der Forschung herrscht also Uneinigkeit darüber, wie genau Motivationen und Emotionen zusammenhängen und sich voneinander abgrenzen lassen. Beim Unterschied von Emotionen und Stimmungen gibt es jedoch Konsens. Während unter Emotionen vergleichsweise kurzlebige Reaktionen auf einen – äußeren oder gedanklichen – Anlass, verstanden werden, bezeichnen Stimmungen eher länger anhaltende, weniger stark ausgeprägte Zustände, oft ohne erkennbaren Auslöser.
Unumstritten ist, dass Emotionen Farbe in unser Leben bringen und diese Farben sind nicht immer nur schön und harmonisch. Aber versucht man sich das Leben ohne sie zu denken, streng sachlich und rational, ohne Gefühl und Mitgefühl, wäre die menschliche Existenz gespenstisch grau, leer und ohne jede Bedeutung. Auch ginge viel von dem verloren, was uns als Personen und unsere Lebensgeschichten jeweils einzigartig macht. Die individuelle Emotionalität ist ein entscheidender Teil unserer Persönlichkeit. Und es sind gerade die mit starken Emotionen einhergehenden Episoden in unserer Vergangenheit, die uns geprägt haben und unsere Identität ausmachen. So können wir uns an die erste Liebe besser erinnern als an den Geographiestoff der Oberstufe und kann das beste Menu in einem Haubenrestaurant nicht annähernd mit dem Apfelstrudel von Oma mithalten. Emotionale Ereignisse graben sich besonders tief in unser Gedächtnis ein.
Häufig – wie auch beim emotionalen Essen – genießen Emotionen einen schlechten Ruf. Sie bringen vernünftige Abwägungen durcheinander, Entscheidungen werden irrational getroffen und Menschen werden unberechenbar. Es ist unbestritten, dass etwa ein hitziger Streit oft wenig zur Problemlösung beiträgt, ebenso wie die Emails in unserer Inbox weniger werden, wenn wir uns beim Lesen mit Schokolade vollstopfen. Jedoch haben sich Emotionen im Laufe der Evolution nicht grundlos entwickelt. Sie sind unerlässlich dafür, überhaupt Entscheidungen treffen zu können und auf unsere Umwelt in angemessener Weise zu reagieren. Antoni Damisio, Neurowissenschaftler an der University of Southern California formuliert es so „Emotionen sind kein Luxus sondern ein komplexes Hilfsmittel im Daseinskampf.“
Emotionen wurden durch die Evolution hervorgebracht, damit wir überlebenswichtige Dinge tun und unsere Gene an die nächste Generation weitergeben. Um dies zu gewährleisten, ist emotional bedingtes Verhalten mit angenehmen oder unangenehmen Gefühlen verbunden. Schreckreaktionen, etwa der Sprung zurück auf den Gehsteig, wenn plötzlich die Hupe neben uns ertönt, können das Leben retten. Ebenso Ekel, der den Menschen davon abhält, krankheitserregende Dinge anzufassen oder zu verspeisen. Lust und Freude zeigen uns wofür es sich lohnt, unsere Energie und Zeit einzusetzen.
„Emotionen sind also ein mächtiges System zur Bewertung von Situationen und zur Initiierung von Handlungen. Und sie sind schnell: Die emotionale Reaktion ist oft schon erfolgt, bevor wir uns der Sache überhaupt bewusst sind, geschweige denn darüber nachgedacht haben.“ Auch für das soziale Miteinander haben Emotionen eine zentrale Funktion. Ein Großteil unserer Kommunikation geschieht – wenn auch oft unbewusst – durch die Übertragung von Emotionen über deren Ausdruckskomponenten, also über Mimik, Gestik Körpersprache und Stimmlage. So können wir uns auf ein Gegenüber einstellen, bevor dieser sein Anliegen überhaupt in Worte gefasst hat, oder wir nehmen in größeren Menschenansammlungen blitzschnell wahr, wo bedeutsame Dinge vor sich gehen, wo es sich teilzuhaben lohnt oder wo möglicherweise Gefahr drohen kann.
Der Begriff Hunger wird vielfältig verwendet. Wir verstehen unter Hunger ein – in der Regel – unangenehmes Gefühl in der Magengegend, das durch das Bedürfnis nach Nahrung hervorgerufen wird. Hunger führt bei uns zu dem Verlangen etwas zu essen.
Nachstehend möchten wir uns die Unterschiede zwischen emotionalem und körperlichem Hunger ansehen. Es soll uns dadurch ermöglicht werden, die Ursachen für unsere Hungergefühle, die große Lust etwas bestimmtes zu essen (z.B. das Verlangen nach Schokolade, den “Gusto” nach einem frischen Croissant oder das Verlangen nach einen Burger) besser einordnen zu können und unsere Ernährung Schritt für Schritt bewusster zu erleben.
Emotionaler und physischer bzw. körperlicher Hunger können sich sehr ähnlich anfühlen.
Physischer Hunger entwickelt sich allmählich. Braucht der Körper Nährstoffe macht er sich bemerkbar indem der Magen knurrt, Konzentrationsschwierigkeiten auftreten, Gedanken ans Essen aufkommen. Weitere Begleiterscheinungen können leichte Kopfschmerzen oder ein Schwächegefühl sein. Der Hunger bezieht sich nicht unbedingt auf ein bestimmtes Lebensmittel und wenn doch lässt er sich auch durch ein anderes Lebensmittel stillen. Nach etwa 20 Minuten nach Beginn der Mahlzeit tritt bei physischem Hunger das Sättigungsgefühl ein.
Im Gegensatz zum physischen tritt emotionaler Hunger plötzlich auf, muss sofort befriedigt werden und bringt ein starkes Verlangen nach einem bestimmten Lebensmittel oder Gericht mit sich. Dabei handelt es sich meist um sogenanntes Comfort Foods, also Speisen, die Wohlbefinden in uns auslösen, wie Pizza, Schokolade oder Kuchen. Weiters kennzeichnet sich emotionaler Hunger dadurch, dass kein Sättigungsgefühl eintritt. Ursache dafür ist, dass das eigentliche Bedürfnis (nach Geborgenheit, Liebe, Nähe, Harmonie, etc.) nicht durch Essen befriedigt werden kann. In dem Moment, in dem wir aus emotionalem Hunger essen, dient die Nahrung nur der Kompensation und Betäubung der Ursache dahinter. Nach dem Essen tritt daher keine Sättigung ein und Betroffene können ein schlechtes Gewissen oder Schamgefühl entwickeln.