Wie entstehen Gewohnheiten?

Gewohnheiten sind Verhaltensweisen, die wir so oft wiederholen, dass sie automatisch ablaufen. Seinen Beginn findet die Gewohnheitsbildung in Versuch und Irrtum.

Wenn wir mit einer neuen Lebenssituation konfrontiert werden, muss das Gehirn eine Entscheidung treffen wie es darauf reagiert. Wenn wir erstmalig auf ein Problem stoßen sind wir unsicher wie wir es lösen können und probieren unterschiedliche Möglichkeiten aus. Die neurologische Aktivität im Gehirn ist dabei sehr hoch.

  • Wir analysieren die Situation,
  • entscheiden uns bewusst für eine Handlungsweise,
  • saugen Unmengen an neuen Informationen auf und
  • versuchen uns darauf einen Reim zu machen.

Das Gehirn versucht immer die effektivste Vorgehensweise zu ermitteln.

Checklist

So merken wir, dass es uns, wenn wir gestresst sind, besser geht, wenn wir eine Runde joggen (oder eine Tafel Schokolade ‚inhalieren‘), oder nach einem langen Arbeitstag geistig ausgelaugt sind, fühlen wir uns wieder entspannter wenn wir Videospiele spielen, uns Reality Shows anschauen oder ein langes Telefonat mit unserer besten Freundin führen.

Wir forschen, bis sich eine Belohnung einstellt.

Vorteile von Gewohnheiten

Wenn wir wiederholt mit einem Problem konfrontiert werden, automatisiert unser Gehirn den Vorgang mit dem es gelöst werden kann.  Wir wählen jene Alternative, die am einfachsten und schnellsten zum gewünschten Erfolg führt. So entwickeln wir Gewohnheiten die eine Reihe von automatischen Lösungen für Probleme und Belastungen sind, denen wir regelmäßig ausgesetzt sind. 

Gewohnheiten dienen also dazu unser Leben zu erleichtern, uns freizuspielen, damit wir uns auf die wirklichen Herausforderungen konzentrieren können. 

Hätten wir keine Gewohnheiten, würden wir für unser Gehirn unmäßig viel Energie benötigen, weil wir jedem Gedanken die gleiche Menge an Aufmerksamkeit schenken müssten. Das wäre viel zu anstrengend und energetisch vermutlich gar nicht leistbar.

Unsere Gewohnheiten schaffen Platz und Energie für Dinge, die wirklich wichtig oder gar überlebenswichtig sind. 

Wenn die Gewohnheiten aber in übermäßigen Essen bei Auftreten von bestimmten Gefühlen wie Einsamkeit, Stress, Angst oder Ärger bestehen, hat dies langfristig einen massiven negativen Einfluss auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden.

Gewohnheiten und auch Routinen steuern sowohl unser Verhalten als auch unser Denken und Fühlen und auch wie wir mit anderen und uns selbst umgehen.

Ständig kommen neue Gewohnheiten hinzu. Sie sind nicht angeboren, sondern entwickeln sich ganz individuell im Laufe unseres Lebens. Alles was wir öfter tun, speichert unser Gehirn und spult die Abläufe immer wieder ab. Zuerst scannt das Gehirn die Umgebung auf einen auslösenden Reiz. Das kann eine typische Alltagssituation oder eine Emotion, wie z.B. Stress, sein. Anschließend wird die Handlung abgespult, die für die Gewohnheit typisch ist.

Wir putzen uns die Zähne nachdem wir in Früh aufgestanden sind und abends vor dem zu Bett gehen, wir tippen im 10-Finger-System wenn wir uns an den Laptop setzen und müssen keine Gehirn-Energie dafür aufwenden wenn wir das Auto starten und losfahren.

Aber wir greifen auch in die Süßigkeitenschublade wenn wir uns über unsere Schwiegermutter ärgern und nehmen die Abzweigung zum Drive-In unseres Lieblings-Fast-Food-Lokals nach einem stressigen Arbeitstag auf dem Weg nach Hause.

Bei Erfolg schüttet das Gehirn als Belohnung das Glückshormon Dopamin aus. Das bestärkt uns darin, unsere Gewohnheiten aufrechtzuerhalten und wir brauchen beim nächsten Mal noch weniger Konzentration dafür. 

Gute und schlechte Gewohnheiten

Unser Gehirn schafft es nicht, die für uns guten und schlechten Gewohnheiten zu trennen.

Es heißt nicht, dass wir die Gewohnheit emotionales Essen gar nicht haben wollen und auch nicht brauchen. Ist jedoch der Vorgang für das emotionale Essen gespeichert, werden dabei immer Glückshormone ausgeschüttet – unabhängig davon, ob wir für uns gute oder schlechte Verhaltensweisen damit verbinden. Der Gang ins Fast Food-Lokal bei Stress kann ebenso eine Gewohnheit sein, wie den den großen bunten Obstteller den wir am samstagsmorgens in Ruhe gemeinsam mit unseren Kindern anrichten und genießen.

Um einen Ausweg zu finden müssen wir die ungünstigen Gewohnheiten herausfiltern und diese ändern. Auch nur geringfügige Änderungen können über die Zeit unseren Alltag in eine ganz neue Richtung lenken. Das „Umprogrammieren“ des emotionalen Essens ist ein Prozess. 

Weiterführende Literatur:

Clear, J. (2020). Die 1% Methode – minimale Veränderung, maximale Wirkung. Goldmann Verlag, München.

Clear. J. (2022). Die 1%-Methode – Das Erfolgsjournal: Halte deine Gewohnheiten fest und erreiche jedes Ziel – Das Original. Goldmann Verlag. München.

Vergin, K. (2023), Emotional Eating, Wie du die Hintergründe deines Essverhaltens verstehst und innere Balance findest, E-Book. Rowohlt Verlag, Hamburg.

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